
Kolonie Fösseheim
Kolonieleiterin Simone Stein
foesseheim@kgvfoesse.de

Die Geschichte der Kolonie Fösseheim
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung der noch eigenständigen Stadt Linden. Entlang der Ihme und Leine ließen sich zahlreiche Industriebetriebe nieder. Damit verbunden war eine rege Bautätigkeit. In wenigen Jahrzehnten veränderte sich das Gesicht Lindens stark. Ein Teil der Ländereien waren im Besitz des Barons von Alten und der katholischen Kirche.
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Fössebad sehr bekannt, dessen Wasser sich durch einen hohen Salzgehalt auszeichnete. Dieser entstammt aus dem Salzbergbau in Badenstedt/Empelde. Der Pächter des Bades Fritz Miehe gestaltete ab 1876 das Bad neu. Hierzu gehörte auch die Veränderung der Umgebung des Fössebades. Hier entstand ein Park mit einer Lindenallee. An dieser Lindenallee Fössebad um 1910 grenzten Lauben, die von japanischen Lärchen gesäumt wurden. Das Gebiet um das Fössebad herum war geprägt durch zahlreiche Laubenpieper. Die Windheimstraße war die Grenze zum bebauten Gebiet. Das Land, auf dem die Lauben standen, gehörte überwiegend der Familie von Alten, an denen auch die Pacht gezahlt werden musste.
Durch den Bau der Bethlehemkirche (Fertigstellung 1906) und weiteren Straßenbauten (u.a. Asseburgstraße) mussten einige Gärten aufgegeben werden. Neben dem Fössebad wurden auch zwei Sportvereine gegründet: 1900 der TSV Victoria Linden, 1907 der Fußballverein Linden 07.
Eindeutige Quellen zur Gründung der Pachtgemeinschaften bzw. Kleingärtenvereine liegen nicht vor. Aus diesem Grund wird die Dokumentation der Kleingärten in der Illustrierten Rundschau vom August 1913 herangezogen. Dies gilt gleichermaßen für die Kolonie Lerchenfeld wie auch für die Kolonie Fösseheim, zwei Gartenvereine, die in unmittelbarer Nachbarschaft standen.
Die Nutzung der Gärten diente in erster Linie der Nahrungsversorgung. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten (u.a. während der beiden Weltkriege) war das selbstgezogene Gemüse und selbstgeerntete Obst eine willkommene Abwechslung und Ergänzung. Deutlich wird das in der Vielzahl der Obstbäume, die in den Kolonien wuchsen. Einige Gärten hatten zahlreiche Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäume und kamen ganz ohne Rasenfläche aus.
Seit 1920 gehört Linden zur Stadt Hannover. Hierdurch ergaben sich jedoch keine Veränderungen für die Gartenbesitzer. Zur Aufbewahrung der erforderlichen Werkzeuge zur Gartenpflege reichte oftmals ein kleiner Holzverschlag. Wasser- und Stromanschluss gab es noch nicht. Einige Gärten konnten über allgemeinzugängliche Brunnen bewässert werden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde auch der Stadtteil Linden stark in Mitleidenschaft gezogen. Durch die Zerstörung der Wohnhäuser war es erforderlich, dass einige in ihren Gartenlauben wohnten. Da die Gärten von kriegswichtigen Industrien umgeben waren, kam es auch in den Gartenkolonien zu Bombentreffern. Durch Zeitzeugen überliefert, gab es mindestens einen Bombenabwurf in der Kolonie Lerchenfeld und einen in der Gartenkolonie Fösseheim mit tragischen Folgen. In den glücklichen Tagen wurden die Gärten als Erholungsort genutzt und Feierlichkeiten abgehalten.
Nach dem Krieg schlossen sich die Kolonien Davenstedter Platz, Fösseheim, Freundschaft, Kötnerholz, Lerchenfeld, Nöthelshöhe, Reinhold und Speicherstraße zu Fösse e.V. zusammen.
Am 24.2.1946 fand die erste Pächtervollversammlung statt. Als kommissarischer Leiter der Kolonie Fösse wurde damals durch die Militärregierung und den Stadtdirektor, Johann Dietrich berufen. Auch berief der Stadtdirektor auf Vorschlag der Kleingärtner die Vorstände für die Kolonien und legte fest, dass die genannten Kolonien künftig den Verein Fösse bilden sollten.
Die 2. Pächterversammlung, zu der der kommissarische Leiter einberufen hatte, fand am 12.3.1946 im Restaurant Fösse statt. Der Vorstand wurde gewählt und nahm seine Tätigkeit auf. Der letzte Punkt im Rahmen der Vereinsbildung erfolgte am 3.12.1948 mit der Eintragung des Vereins beim Amtsgericht Hannover als Kleingartenverein Fösse e.V.“ (Auszug aus: Festschrift zum 60jährigen Bestehen des Kleingartenvereins Fösse e.V.).
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in den Gärten hauptsächlich Gemüse und Obst angebaut, in geringem Maße wurden auch Tiere wie Kaninchen und Hühner gehalten. Zu verschiedenen Anlässen wurden Feste gefeiert, zu denen man sich dann auf dem Kolonieweg zusammenfand. Ein Vereinsheim gab es noch nicht.
Große Veränderungen bahnten sich Mitte der fünfziger Jahre an. Das Fössebad musste komplett saniert werden. Das Wasser der Fösse war durch die zunehmende Industrialisierung stark verschmutzt und konnte nicht mehr als Badewasser genutzt werden. Die Stadt Hannover beschloss an der Stelle des Fössebades eine Kombination von Hallenbad und Freibad zu bauen. Das Fössewasser wurde nicht mehr genutzt und um das Bad herum geleitet. Das hatte auch Folgen für die Laubenpieper, die nun nicht mehr zur Abkühlung schnell einmal ins Fössebad gehen konnten. Die Neueröffnung fand im Jahre 1960 statt.
In dieser Zeit wurde der Westschnellweg gebaut. Enorme Erdbewegungen prägten nun den Anfang der sechziger Jahre. Linden erhielt ein neues Gesicht. Aufzeichnungen über die Gartensitzungen gibt es leider bis Anfang der 90er Jahre keine mehr.
Die Kolonien Lerchenfeld und Fösseheim befanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu WABCO. Die Firma WABCO ist bereits seit 1884 an ihrem heutigen Platz. Bedingt durch das Wachstum der Firma, war die Vergrößerung des Parkplatzes für die Mitarbeiter der Firma erforderlich. Auf dem beanspruchten Platz befand sich der größte Teil der Gartenkolonie Lerchenfeld. Die Empörung und die Enttäuschung der Gartenfreundinnen- und freunde war groß. In Verhandlungen mit der Stadt Hannover erreichte der damalige Kolonieleiter von Lerchenfeld, dass als Ausgleich die verbleibenden Gärten an das Wassernetz angeschlossen wurden. In Rahmen der Gemeinschaftsarbeit wurden Gräben an die bisherige Grenze über das Gelände der Kolonie Lerchenfeld angelegt. Von den ehemals 30 Gärten der Kolonie Lerchenfeld blieben nur neun von der Parkplatzerweiterung verschont. Diese wurden 1982 in die Gartenkolonie Fösseheim integriert. Ein Großteil der ehemaligen Gartenpächter wechselten zur Kolonie Eintracht, die durch Umwidmung Grabenarbeiten entlang der Grenze Lerchenfeld/WABCO benachbarten Brachlandes vergrößert wurde, zur Kolonie Ihlpoh l und zur Kolonie Schwarze Flage. Die Kolonie Lerchenfeld verschwand aus der Geschichte. Nun waren erhebliche Arbeiten erforderlich. Neue Wege mussten geschaffen werden, alte Begrenzungen zwischen den ehemaligen Kolonien wurden entfernt. Die zum Teil noch recht großen Gartenparzellen sollten nun den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden. Nun stand die Erholung im Vordergrund. Hierfür waren große Flächen nicht mehr erforderlich. Die Kolonie Fösseheim hatte zum Zeitpunkt der Gartenfusion kein eigenes Vereinshaus. Es wurde ein paar Jahre später auf der Koloniewiese errichtet. Alle erforderlichen Utensilien wurden zur Koloniewiese getragen, alle halfen mit, sodass anschließend ordentlich gefeiert werden konnte.
Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre wurden viele schmucke Gartenhäuser errichtet. Die Zeit der „Geräteschuppen“ war nun vorbei. Aus Stein oder Holz wurden in der Regel in Eigenarbeit schöne kleine Gartendomizile erschaffen Wie auch heute wurden Grundlagen der Gartenordnung für das Wohlbefinden aller veröffentlicht und durchgesetzt. Gartenabfälle konnten noch verbrannt werden. Aber der Aspekt der Ruhe hatte nun eine hohe Bedeutung. Aus diesem Grund wurden ruhestörende Tätigkeiten (wie z.B. Rasenmähen) streng reglementiert.
1988 wurde das 75jährige Jubiläum der Kolonie Fösseheim gefeiert.
Das Zusammenleben in einer Gemeinschaft ist ein Geben und Nehmen. Die Kolonie Fösseheim zeichnet sich durch ein friedvolles und solidarisches Zusammenleben aus. Natürlich gab und gibt es Konflikte, die aber auch gelöst werden, ohne dass jemand das Gefühl hat, übergangen worden zu sein.
In den letzten Jahren wurde bei den verschiedenen Gemeinschaftsarbeiten das Aussehen unserer Kolonie verschönert. Hierzu gehörten u.a. die Erneuerung der Festplatz-Überdachung.
Bis Anfang der 80er Jahre verfügte die Kolonie nicht über ein Vereinshaus. Bis dahin wurde auf der Koloniewiese gefeiert. Nach Fertigstellung des Vereinshauses wurden die Feiern dort durchgeführt.
Weitere Verschönerungsmaßnahmen wurden in der Kolonie vorgenommen. Im Fokus standen der Erhalt und die Verschönerung des Kolonieheimes. Die Pergola wurde erneuert, das Kolonieheim neu gestrichen.
Eine heftige Überraschung erlebte die Kolonie in den Abendstunden des 22. Juni 2017. Ein Sturm fegte über die Kolonie und entwurzelte viele Bäume. Viele Helfer fanden sich am Folgetag ein und begannen mit den Aufräumarbeiten, die einige Wochen andauerten.
Ende Oktober 2019 trieb ein Einbrecher in unserer Kolonie sein Unwesen.
Quellen:
• Geschichtswerkstatt der Otto-Brenner-Akademie im Freizeitheim Linden
www.sakobrenner.de.
• Walter Buschmann: Linden. Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert, Verlag
Hahnsche Buchhandlung Hannover
• Festschrift zum 60jährigen Bestehen des Kleingartenvereins Fösse e.V. im Jahre 2005
• http://www.lebensraum-linden.de/
• Alle Gartenfreunde, die sich die Zeit nahmen, uns Rede und Antwort zu stehen
Redaktion:
Gartenkolonie Fösseheim, Uwe Wellmann, 30449 Hannover